Was ist ein ALT-Tag?
Das ALT-Attribut (korrekt: alt
) liefert eine textuelle Alternative für nicht-textuelle Inhalte, primär für Bilder (<img>
). Dieser Alternativtext wird von Screenreadern als zugänglicher Name genutzt und erscheint als Fallback, wenn eine Grafik nicht geladen werden kann. In HTML ist alt
für <img>
essenziell und wird außerdem bei <input type="image">
sowie Hotspots in Image-Maps (<area>
) eingesetzt.
Das Alt-Tag ist ein zentraler Bestandteil der Weboptimierung, der die Zugänglichkeit von Bildern für Suchmaschinen und Nutzer verbessert.
Warum ALT-Texte unverzichtbar sind
Barrierefreiheit: Die WCAG 2.2 fordert für alle Nicht-Text-Inhalte eine Textalternative mit äquivalenter Zweckbestimmung (Erfolgskriterium 1.1.1). Ohne Alternativtext verlieren Nutzer:innen von Screenreadern Informationen, Funktionen oder Kontext.
Recht & Compliance (DE): Öffentliche Stellen müssen die WCAG im Rahmen der BITV 2.0 umsetzen; Alternativtexte sind damit verpflichtender Bestandteil barrierefreier Webangebote im Behördenumfeld – und de facto Standard in der Privatwirtschaft.
Robustheit & Ausfallsicherheit: Fällt ein Bild weg (Netzwerkfehler, Inhaltsblocker), transportiert alt
die Kernaussage. Browser-APIs stellen alt
zudem programmatisch bereit (HTMLImageElement.alt
).
SEO & Auffindbarkeit: Google nutzt den alt
-Text u. a. als Ankertext, wenn Bilder als Links fungieren; präzise Alternativtexte sind Best Practice für die Bildsuche. Keyword-Stopfen ist dagegen nicht erwünscht.
Normativer Rahmen in Kürze
- HTML-Standard:
<img>
benötigt eine Textalternative; dekorative Bilder werden mitalt=""
bewusst „stummgeschaltet“. Für<area>
mithref
istalt
Pflicht. - WCAG 2.2 – SC 1.1.1: Nicht-Text-Inhalte brauchen eine gleichwertige Textalternative; Ausnahmen (z. B. rein dekorativ) sind definiert.
- BITV 2.0 (DE): Verweist auf WCAG und macht Alternativtexte im öffentlichen Sektor verbindlich.
Wie Browser, AT & Tools alt
verarbeiten
- Nicht-leerer
alt
: Wird als zugänglicher Name vorgelesen; dient als sichtbarer Fallback bei Ladefehlern. - Leerer
alt
(alt=""
): Kennzeichnet dekorative/irrelevante Bilder; Assistive Technologien ignorieren sie. Wichtig: dabei keintitle
setzen (Technik H67). - Fehlendes
alt
: Verstößt gegen Anforderungen; Screenreader greifen oft auf Dateinamen/URLs zurück – ein schlechtes Nutzererlebnis und ein häufiger Audit-Fail (axe-Regel image-alt).
Anwendungsmuster & Best Practices (mit Code)
1) Informative Bilder
Ziel: Den Informationskern kurz, präzise, kontextsensibel ausdrücken (Objekt + Handlung + Kontext).
<img src="windpark.jpg" alt="Offshore-Windräder bei starker Brandung">
So erhält die Leserin denselben Informationsgewinn wie sehende Nutzer:innen – ohne redundante Floskeln („Bild von …“).
2) Funktionale Bilder (Buttons, Links)
Ziel: Funktion/Ziel statt Optik benennen.
<a href="/kontakt">
<img src="icon-mail.svg" alt="Kontakt aufnehmen">
</a>
Bei verlinkten Bildern fungiert alt
als Linktext; Google nutzt ihn außerdem als Ankertext. Formulieren Sie die ausgelöste Aktion bzw. das Ziel.
3) Dekorative Bilder
Ziel: Ignorieren lassen, um Screenreader-Noise zu vermeiden.
<img src="ornament.svg" alt="">
Leerer alt
ohne title
signalisiert: keine relevante Information.
4) Komplexe Darstellungen (Diagramme, Karten, Infografiken)
Vorgehen: Kurzfazit ins alt
; ausführliche Langbeschreibung sichtbar (z. B. direkt darunter, per <figcaption>
oder via aria-describedby
referenziert).
<figure>
<img src="umsatz-diagramm.png" alt="Balkendiagramm: Umsatz Q1–Q4 steigt stetig">
<figcaption>Das Diagramm zeigt ... (ausführliche Beschreibung)</figcaption>
</figure>
So erfüllen Sie WCAG und verbessern Nutzbarkeit – figcaption
ergänzt, ersetzt aber alt
nicht.
5) Bilder von Text
Best Practice: Echten Text statt Bild. Ist ein Bild unvermeidlich, muss alt
den sichtbaren Wortlaut enthalten.
6) Galerien & Unterschriften
alt
beschreibt das Motiv bzw. die Funktion, figcaption
liefert redaktionellen Kontext (Wer/Was/Wo/Wann). Doppelungen vermeiden.
7) Responsive Bilder (<picture>
/srcset
)
Der alt
-Text sitzt auf <img>
und bleibt stabil, auch wenn Quellen über <source>
wechseln. Der motivische Inhalt ist derselbe.
8) SVG-Grafiken & Icons
Bei Inline-SVG existiert das Attribut alt
nicht. Geben Sie dem <svg>
role="img"
und eine Zugänglichkeitsbenennung (z. B. aria-label
oder <title>
im SVG). Für reine Deko ggf. aria-hidden="true"
.
Prinzip: Native Semantik vor ARIA – für <img>
daher alt
; bei SVG/role="img"
braucht es ein Label.
9) CSS-Hintergrundbilder
Hintergrundbilder haben kein alt
. Nutzen Sie CSS für dekorative Zwecke; für inhaltliche Informationen stattdessen semantisches HTML (Text oder <img>
mit alt
).
10) Image-Maps (<map>
/<area>
)
Jedes klickbare <area>
benötigt ein eigenes alt
, das Ziel/Zweck der Hotspot-Region beschreibt. Bei href
ist alt
Pflicht.
<img src="messeplan.png" usemap="#plan" alt="">
<map name="plan">
<area shape="rect" coords="10,10,110,60" href="/halle-a" alt="Halle A – Ausstellerübersicht">
</map>
11) Bild-Eingaben (<input type="image">
)
Das alt
dient als Schaltflächenlabel – idealerweise wortgleich mit einem äquivalenten Text-Button („Senden“, „Angebot anfordern“).
<form action="/angebot">
<input type="image" src="cta-senden.png" alt="Angebot anfordern">
</form>
ALT, title
und figcaption
: Abgrenzung
alt
≠title
:title
ist kein Ersatz; Unterstützung durch Screenreader ist inkonsistent und in Kombination mitalt=""
sogar kontraproduktiv (H67 fordert ohnetitle
).figcaption
: Sichtbare Bildunterschrift. Ergänztalt
, ersetzt ihn nicht; beide Texte sollten nicht redundant sein.
SEO-Perspektive: Wirkung & Richtlinien
- Relevanz:
alt
hilft Crawlern, Bildinhalt und Seitenkontext zu verstehen; es ist ein Signal für die Bildsuche. - Bilder als Links: Google verwendet den
alt
-Text als Ankertext. Formulieren Sie daher Handlung/Ziel präzise („Preisliste herunterladen (PDF)“). - Schreibstil: Natürlich, zweckorientiert, ohne Keyword-Ketten. Die Best-Practice-Seite weist auf sinnvolle Bild-Signale (Semantik, Captions, Ladezeit, kompatible Formate) hin –
alt
ist ein Baustein.
Häufige Sonderfälle
Logo: Meist Firmenname als alt
. Ist das Logo verlinkt, den Linkzweck benennen (z. B. „Startseite Muster GmbH“).
CAPTCHA & rein dekorative Divider: CAPTCHAs brauchen alternative Prüfwege; Deko erhält alt=""
.
Duplizierter Text neben dem Bild: Ist die Information vollständig im Fließtext enthalten, kann alt=""
angemessen sein (Bild rein ergänzend). Achtung: nicht bei Links/Buttons; dort muss alt
die Funktion tragen.
Typische Fehler – und wie Sie sie vermeiden
alt
fehlt: Führt zu Validierungs-/Nutzbarkeitsproblemen; Screenreader lesen Dateinamen/URLs. Lösung: immeralt
setzen – ggf.alt=""
für Deko.title
stattalt
: Kein Ersatz; bei dekorativen Bildernalt=""
ohnetitle
.- Funktion nicht beschrieben: Bei Link/Schaltflächenbildern Aktion/Ziel als
alt
formulieren. - Redundanz mit
figcaption
/Nachbartest: Doppeln Sie Inhalte nicht;alt
für den Kern,figcaption
für Kontext. - SVG/CSS falsch behandelt: Inline-SVG mit
role="img"
plus Label (aria-label
/<title>
); informative Inhalte nicht als reinen CSS-Background ausliefern. - Keyword-Stopfen: Unnatürliche, gestapelte Keywords schaden der Qualität. Schreiben Sie menschenlesbar und auf den Zweck bezogen.
Praxis-Workflow: So kommen Sie systematisch zu guten ALT-Texten
- Klassifizieren: Ist das Bild dekorativ, informativ, funktional oder komplex? Der WAI-Entscheidungsbaum hilft bei der Entscheidung.
- Informativ: Objekt + Handlung + Kontext in einem prägnanten Satz.
- Funktional: Aktion/Ziel als Verb/Infinitiv („Drucken“, „Registrieren“, „Kontakt aufnehmen“).
- Komplex: Kurzfazit in
alt
; Details im sichtbaren Text (<figcaption>
, Absatz daneben oder referenziert peraria-describedby
). - Qualitätscheck: Entfernen Sie Füllwörter und Redundanzen; prüfen Sie natürliche Lesbarkeit und Kontextpassung. (Auch Google betont Leser- und Kontextbezug.)
Qualitätssicherung & Testing
Manuell: Seite ohne Bilder prüfen (DevTools/Reader-Ansicht) oder mit Screenreader testen. Validieren Sie jeden Bildtyp entlang des WAI-Entscheidungsbaums.
Automatisiert:
- Lighthouse (Chrome DevTools) meldet u. a. fehlende
[alt]
-Attribute; die Accessibility-Audits fließen in einen Score ein. - axe-core identifiziert fehlende/unpassende Alternativtexte sowie Redundanzen (z. B.
image-redundant-alt
).
Do & Don’t (mit Mini-Erklärungen)
Do – präzise, zweckorientiert, kontextsensibel
<!-- Informativ -->
<img src="labrador.jpg" alt="Schwarzer Labrador apportiert Frisbee im Park">
<!-- Funktional (Link) -->
<a href="/preisliste">
<img src="icon-download.svg" alt="Preisliste herunterladen (PDF)">
</a>
<!-- Dekorativ -->
<img src="linie-deko.svg" alt="">
→ Erfüllt WCAG, hält alt
knapp und zweckgebunden.
Don’t – vage, redundant, keyword-gestopft
<!-- zu vage -->
<img src="chart.png" alt="Grafik">
<!-- redundant zur sichtbaren Unterzeile -->
<figure>
<img src="teamfoto.jpg" alt="Unser Team bei der Jahresfeier 2025">
<figcaption>Unser Team bei der Jahresfeier 2025</figcaption>
</figure>
<!-- Keyword-Stuffing -->
<img src="produkt.jpg" alt="Kaffee Kaffee online kaufen bester Kaffee Shop">
→ Vage alt
-Wörter liefern keinen Nutzwert; Redundanzen stören Screenreader; Keyword-Ketten widersprechen Best Practices.
Checkliste für gute ALT-Texte
- Relevanz: Dekorativ? →
alt=""
. Informativ/funktional? → sinnvollen Text liefern. - Kurz & präzise: Inhalt/Funktion in einem Satz; keine Füllfloskeln („Bild von …“).
- Kontext beachten:
alt
spiegelt die Aussage im jeweiligen Einsatzkontext. - Keine Redundanz:
alt
undfigcaption
nicht duplizieren. - Keine Keyword-Listen: Natürlich schreiben; Fokus auf Nutzabsicht.
- Funktionen benennen: Bei Links/Buttons Aktion/Ziel.
- Sonderfälle abdecken:
<area>
-Hotspots und<input type="image">
labeln; Inline-SVG perrole="img"
+ Label. - Testen: Lighthouse + axe laufen lassen; WAI-Entscheidungsbaum anwenden.
FAQ: Schnellantworten
Ist alt
Pflicht?
Für <img>
praktisch ja. Fehlende Alternativen verletzen Anforderungen und stören Screenreader-Nutzer:innen erheblich.
Wie lang darf ein ALT-Text sein?
Es gibt keine harte Zeichengrenze – Ziel ist Kürze mit Aussagekraft. Komplexe Inhalte gehören in sichtbare Langbeschreibungen (z. B. via figcaption
).
Sollte ich „Bild von …“ schreiben?
Nein. Screenreader wissen, dass es sich um ein Bild handelt; starten Sie direkt mit dem Inhaltskern.
Was ist mit Icons?
- Dekorativ:
alt=""
(bei<img>
), bzw.aria-hidden="true"
bei SVG. - Bedeutsam: Funktion benennen (z. B. „Suche öffnen“). Inline-SVGs erhalten
role="img"
+ Label.
Hilft ALT bei SEO?
Ja – insbesondere für die Bildsuche; zudem nutzt Google alt
als Ankertext bei Bildlinks. Vermeiden Sie Keyword-Stopfen.
Ersetzt figcaption
das ALT-Attribut?
Nein. figcaption
ergänzt alt
, ersetzt es aber nicht.
Zusammenfassung
Das ALT-Attribut ist der zentrale Brückentext zwischen visuellen und textuellen Inhalten. Es macht Bilder zugänglich, erhöht die semantische Qualität, verbessert die Robustheit und sendet klare Signale an Suchmaschinen – sofern es kontextbewusst eingesetzt wird. Die Praxisformel:
- Informative Bilder: Kernaussage in einem Satz, ohne Füllwörter.
- Funktionale Bilder: Aktion/Ziel benennen, nicht die Optik.
- Dekorative Bilder: stumm schalten (
alt=""
, ohnetitle
). - Komplexe Darstellungen: Kurzfazit in
alt
, Details sichtbar daneben.
Halten Sie sich an WCAG 2.2 SC 1.1.1, den HTML-Standard und die BITV 2.0; nutzen Sie den WAI-Entscheidungsbaum für konsistente Entscheidungen. Mit Lighthouse und axe sichern Sie die Qualität automatisiert ab und vermeiden die typischen Stolperfallen (fehlendes alt
, Redundanzen, falscher Einsatz von title
). Ergebnis: bessere Inklusion, Usability und Auffindbarkeit – ohne SEO-Mythen.